Eine restauratorische Befunderhebung versucht das Objekt in seinem strukturellen Aufbau und in seinen komplexen räumlichen Bedingungen zu verstehen.
Eine solche Bestands-, Zustands- und Schadenserfassung kann an Einzelobjekten, einer Raumschale oder ganzen Gebäudekomplexen stattfinden.
Deren Umsetzung erfolgt prinzipiell vor einer geplanten Saniermaßnahme, um alle Aspekte einer Erhaltungsmaßnahme mit Einfliesen zu lassen. Die Befundausführung versucht sich unterschiedlicher Informationsquellen zu bedienten, um geschichtliche, technologische und schadensbezogene Aussagen gewinnen zu können. So läßt sich daraus auch eine gezieltere Ursachenforschungen vornehmen, um an dem Objekt nicht nur eine Symptombehandlung, sondern auch eine nachhaltige Maßnahme anlegen zu können.
Daraus lassen sich Aussagen zur Objektgeschichte, Bauphasen, Schadensarten, -formen und -ursachen, (Klima, Lage, Geologie), zur denkmalpflegerischen Zielstellungen, Konzeptfindungen, Gestaltungsentwürfen, Maßnahmeschritten, Kostenschätzungen und Ausschreibungstexten gewinnen...
Archiv-, Quellen- und Aktenrecherche
Das Akten- und Quellenstudium als erster Schritt einer Befunderhebung, ist grundlegende Basis, um über Zeichnungen, historische Fotos oder Abrechnungen wertvolle Informationen über das Kunstobjekt zur Bau- und Restauriergeschichte, Bauphasen, Veränderungen, Überarbeitungen, uvm. gewinnen zu können.
Gleichzeitig lässt sich die eigentliche Befundung vor Ort zielgerichteter Ausführen und Interpretieren.
Inventarisierung
Unabhängig, ob Kunstgegenstände, Ausstattungen oder Vasa Sacra in musealen, sakralen oder profanen Objekten oder Aservatenkammern gelagert werden, eine Inventarisation gibt einen Überblick über den tatsächlich vorhandenen Bestand, Zustand.
Über solch erstellte Bestandslisten lassen sich Zuschreibungen, Provenienz, Zu- und Abgänge, Zustände und Grad der Schädigungen auf den aktuellen Kenntnisstand bringen, sowie Maßnahmenkonzepte erarbeiten.
Ähnlich ausgerichtet ist die Erfassung während einer Notfallhilfe bei z.B. Unwetter, Flut, Brand, Erdbeben, Gebäudeschäden oder geplanten Umbaumaßnahmen.
Bauforschung
Im Zusammenwirken mit Bauforschungsdisziplinen und Archäologen lassen sich Bauaufmaße und Baualterspläne, zielgerichteter Zuordnungen von Mauerwerk, Putz- und Fassungen zu Bauphasen vornehmen. Über die Zusammenführung solch gewonnener Informationen können gezieltere Ergebnisauswertungen, Ursachenforschungen und Konzeptfindungen ermöglicht werden.
Restauratorische Befunderhebung
Mit der restauratorischen Befunderhebung von Farbfassung und Träger, lassen sich über kleine Befundöffnungen bzw. Freilegefenster mit Schichtenstratigrafien an relevanten bzw. aussagefähigen Objektbereichen vornehmen. Dadurch werden gezieltere Aussagen zu Bearbeitungsphasen, Farbigkeit, Technologie, Dekorationsart, Materialverwendung, etc. möglich.
Stratigrafieermittlung
Die Befunderhebung nutzt vorhandene Fehlstellenbereiche oder legt kleine neue Freilegeöffnungen an. Dieses Untersuchstadium kann durch Probenahmen zur Materialanalyse von Putzen und Fassungen, zur Bestimmung der Salzart, zur Pigment- und Bindemittelanalyse oder zur mikroskopischen Stratigrafieermittlung begleitet werden.
Häufig finden parallel begleitende Bauaufnahmen und Bauforschungen statt, sodaß sich aus fachübergreifenden Ergebnisgewinnungen, gezieltere Ursachenforschungen vornehmen lassen.
Musterplatten/Dumies/Forschung
Simulierte Anwendungsverfahren an Testplatten zu Alterungsprozessen dienen zur Ursachenforschung oder Konzeptfindung, um Materialwahl, Anwendungsart und Wirksamkeit einer Methode ermitteln zu können.
Testreihen
Sind Lösungsansätze zu konservatorischen Behandlungen gefunden, dienen Testreihen und Arbeitsproben am Objekt dazu, die Methodik und das Anwendungsverfahren weiter zu verfeinern, um diese auch großflächig umsetzen zu können.
Arbeitsmuster
Am Objekt durchgeführte Arbeitsmuster, -proben dienen zur Konzeptfindung, um die Materialwahl, Anwendungsart, Arbeitschritte und Aufwand zur konservatorisch/ restauratorischen Umsetzbarkeit präzisieren zu können.
Musterachsen
Häufig werden die zuvor gewonnenen Befundergebnisse und Arbeitsproben beispielhaft an einem Teilabschnitt eines größeren Objektes verifiziert. Dadurch wird ein Großteil des gesamten anfallenden Maßnahmenspektrums abgedeckt, was in vielerlei Hinsicht Entscheidungshilfen und Sicherheiten liefert. Sie bildet eine wervolle Grundlage zur Machbarkeit, Umsetzbarkeit Kostengröße bishin zur vorbereitenden Leistungsverzeichniserstellung. Darüber hinaus verdeutlicht es das erzielte optische Konservierungsergebnis und stellt eine Visualisierungs- und Korrekturhilfe hinsichtlich der Präsentation und Gesamterscheinung dar.